Portfolio von Martin Meier

 

 

füller                          Vermittlung

 


Abstraktion

  Aquarell

  Arbeitsplatz
  Atmosphäre/Transformationen

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Alltags- und Populärkultur

 

 

Gymnasium 4e: 22 SuS, 16 Arbeiten

Semesterarbeiten

 

 

 

Feedback zu den eigengestalterischen Semesterarbeiten

 

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Nicole
Wie sehen die Helden der Kanti Glarus wirklich aus?


Zuerst einmal vorweg: Deine Arbeit zeugt von viel Sensibilität in der Wahrnehmung sozialer Konstruktionen. Die Superhelden sind tatsächlich wie du und ich – gewöhnliche Menschen, die ohne Superkräfte aussergewöhnliches leisten; was auch in der von dir initiierten Umfrage bestätigt wird. Schade, dass nicht jede Definition mit separater Quelle versehen wurde. Auch hätte sich der Leser gerne Gründe nennen lassen, weshalb denn jetzt ausgerechnet der Sechstklässler zum Beispiel ein Held sei (was du an der mündlichen Präsentation erwähnt hast: "Wir alle kennen die Kantihelden", kannst du vom Leser der Arbeit aber nicht erwarten). Die theoretische Grundlage ist aber trotz dieser –für die Verortung der Arbeit im Alltag wichtigen – Punkte erfüllt.
In einem zweiten Schritt bist du dann weniger systematisch vorgegangen, die Steckbriefe der Superhelden hätten mit durchgehenden Kriterien gestaltet werden sollen. Mit Punkten wie Herkunft, Beruf oder Mission hättest du die fünf Arten von Superhelden deutlicher unterscheiden und sie doch alle gleich behandeln können.
Im Konzept hast du dann Bilanz gezogen und mit einem sehr gelungenen, da klar auf den Punkt gebrachten Text dein weiteres Vorgehen formuliert.
Das handschriftliche Arbeitstagebuch, oder beser: -protokoll, fällt layouttechnisch ein wenig aus dem Rahmen – allenfalls abtippen für bessere Integration ins Gesamtkonzept; ebenso die schriftlich fixierten Eigenschaften als Analogie Comicheld-Kantiheld auf der Rückseite der zeichnerischen Umsetzung. Grundsätzlich sind dir diese hervorragend gelungen: Mit der Verschmelzung zweier Bilder, Superheld-Outfit und Kantihelden-Pose, wurde von dir eine neue ästhetische Bildkategorie geschaffen. Obwohl diese Farbstiftzeichnungen in ihrer Physiognomie nicht immer 100% der Vorlage entsprechen, hättest du ihnen ruhig mehr Wertschätzung entgenbringen können; ganz einfach, indem du dickeres Papier genommen und die Blesitiftkonturen mit Fineliner nachgezeichnet hättest (wie das bei den von dir gezeigten Comic- und Trickfilmhelden der Fall ist).
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine originelle Idee gestalterisch gelungen ausformuliert wurde. Die Arbeit könnte noch systematischer angegangen werden, die einzelnen Schritte einer genaueren Analyse, einer Rasterung unterzogen sowie von dir unmissverständlicher Position bezogen werden.
Der Verdienst deiner Arbeit aber ist es, gängige Klischees zu hinterfragen und eine neue Sicht auf das Phänomen Superheld zu werfen.


Josia & Severin
my adidas

Ihr habt einen Film gedreht und das ist eine grosse Leistung: 1) administrativ, weil ihr Drehorte suchen und die einzelnen Szenendrehs auf die durchstrukturierten Zeiteinheiten der Schule abstimmen musstet. 2) technisch, weil ihr von der Belichtung über die Komposition bis hin zum Schnitt und darüber hinaus über technische Details der Tonspur und des Editierens des zehnminütigen Clips Bescheid wissen musstet. Hinzu kommt das Layout der Hülle. Ohne Frage habt ihr dies mit viel Einsatz und Sachverstand gemeistert: Das Äussere des Produktes spricht an, während des Films hat man nie das Gefühl von Langeweile oder Überforderung – sehr gut!
Nun besthet das Filmemachen aber noch aus einer weiteren Komponente, abgesehen von der Form ist da noch der Inhalt; die Schwachstelle eurer gestalterischen Arbeit.
Dem Betrachter wird im Beiblatt zur DVD schon sehr viel versprochen. Ich erlaube mir an dieser Stelle, Auszüge daraus wiederzugeben, um darauf meine Kritik aufzubauen. "Auf dokumentarischen Bausteinen baut eine Selbstinszenierung auf", das ist schön formuliert, nur muss dieses Vorhaben scheitern angesichts der Selbstinszenierung im (professionellen) MTV-Format, wo sich körpersprachlich äusserst beschränkte Jungs aus angeblich katastrophalen sozialen Verhältnissen in scharfgezeichneten, hartgeschnittenen Mikrobildsequenzen mit phallokratischen Statussymbolen überhäufen und vor der Kamera gängige Klischees reproduzieren. Klar, eure Szenen spielen sch in Netstal ab, das Setting ist komplett anders, aber mit der Form könnt ihr nicht mithalten – weshalb nicht? Erstens seid ihr zu intelligent, um "einfach" Autos, Geld und Frauen vorzuführen (obwohl die Autos bei euch auch vorkommen ; weshalb nicht BMX-Fahrräder? Mal was Neues, Street Style!). Zweitens verfügt ihr nicht über eine Industrie im Rücken, die euch eure defizitären Exzesse finanziert, habt keinen Stylisten, keinen Kameramann... Doch die Not macht erfinderisch und in diesem letzten Punkt sind euch originelle, einstellungstechnische Lösungen gelungen.
Der von euch als "neues Seherlebnis" gepriesene Aquarellfilterstil macht im Gegenteil die Textur des Filmes kaputt (dabei will man doch die verschiedenen Materialen und innovativen Stoffe der Street-Style-Klamotten sehen, wenn sie schon bildfüllend inszeniert werden) und verändert die Farben (die karge Umgebung wirkt schon fast niedlich). Auch müssen die gesprochenen Infos mit dem Bild korrespondieren: Es ist von NYC in den 70er Jahren die Sprache und Josia telefoniert mit seinem Mobile; Severin spricht von adidas und im Bild sieht man das Logo von Nike...
Weiter heisst es auf dem Beiblatt, dem Zuschauer solle die Entwicklung "der Hip-Hop-Kultur näher gebracht" werden. Die Musik dazu passt bestimmt, nur kann der Unkundige die schnell gesprochenen Run-DMC-Texte zum Beispiel nicht entziffern – hätte man an dieser Stelle nicht Untertitel einfügen können? Zweifellos ist "my adidas" ein wichtiger Song, was ich aber erst beim Recherchieren verstand. Auf der Website von adidas ist ein Interview mit dem Kopf der Band zu finden – was bedeutet dieser Umstand für die Identität des Street-Style? Übernimmt adidas das gesellschaftskritische Statement des Songs nicht nur zur auratischen Potenzsteigerung ihrer Erzeugnisse? Wird etwas Gesellschaftskritisches unreflektiert für eine Werbeplattform missbraucht? Eine symbolische Wiedergutmachung für das Leiden der unter prekären Bedingungen arbeitenden Drittweltproduzenten? Meintet ihr diese globale Verflechtung mit "einzigartiger Kultur"?
Denn dies ist mein Hauptkritikpunkt: Ihr blendet zwar Texte ein, wie sich Firmen wie Nike und adidas entwickelt haben, dass Antirassismuskampagnen ins Leben gerufen wurden etc.. Das alles wird von euch aber unhinterfragt übernommen. Affirmation ist hier keine sehr gelungene Haltung. Umso mehr überrascht dieser Umstand, weil auf der Rückseite des Covers steht: "nach dem Buch von Naomi Klein" und dieses heisst No Logo – wie bringt ihr das zusammen?
Eine kritische Herangehensweise wäre hier mehr als angebracht gewesen. Zumal es dem Film genützt hätte, Position zu beziehen. So weiss der Betrachter nicht recht, was für eine Message ihr mit "my adidas" transportieren wolltet, ich war sogar nahe daran, euren Film als Persiflage der Hip-Hop-Kultur zu lesen.
Wahrscheinlich wolltet ihr einfach zu viel. Das Nebeneinander von Bild, Text, Ton in Verbindung zur Zeit und Bewegung generiert eben unwahrscheinlich viele Querbeziehungen und diese wiederum führen zu Aussagen, die alle bedacht sein wollen. Man muss sich immer etwas einfallen lassen.
Einen solchen Effekt erreichtet ihr ja während der mündlichen Präsentation: Die Firmen benutzen die T-Shirt-Träger, um ihren Marktanteil zu erhöhen. Das wäre doch ein interessantes – da kritisches – Motiv für eine Wiederaufnahme und Neubearbeitung eures Filmes.

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Bianca
der perfekte Grundriss

Deine Arbeit ist von der Anlage her sehr komplex, obwohl deine Zielsetzung relativ einfach klingt. Ich werde im Folgenden darlegen, weshalb das Niveau bei deinem Thema ausserordentlich hoch ist und an welchen Punkten man dies festmachen kann.
Auf Seite 1 legst du dein Vorhaben klar dar, verzettelst dich dann aber im weiteren Verlauf. "Wie erstellt man überhaupt einen Grundriss für eine Wohnung" steht als Fragestellung im Recherche-Teil. "Grundsätzlich" gehe es aber darum, "wie sich die Grösse der Quadratmeter auf die Anzahl der Bewohner auswirkt" (was schon eine zweite Fragestellung ist). Diese Grösse wurde von dir auf Seite 3 mit einer Statistik (1920 - 2007) ausgewiesen, in der das wachsende Bedürfnis nach Raum sehr gut zum Ausdruck kommt. Desweiteren hast du (aktuelle? das Datum fehlt) Raumaufteilungen analysiert und tabellarisch festgehalten. Allerdings bleibt dort unklar, welche Zahlen in den Tabellen sich auf welchen Grundriss beziehen (unbedingt nummerieren!). Mit Ausnahme der Grafik auf Seite 4, die Berliner Bezirke thematisiert, beziehen sich alle Daten auf den Lebensraum Schweiz. Hätte man da allenfalls weiter eingrenzen können?

Auf Seite 8 folgt ein Auszug einer CS-Studie, in der es um den Durchschnittspreis einer 4.5-Zimmer-Wohnung geht und ein neues Themenfeld öffnet.
Auf Seite 9 wird rekapituliert (?): "ich möchte die perfekte Grösse für ein Haus finden", erklärst aber nicht, wie du das machen könntest. Auch der Hinweis, diese leite sich aus Anzahl, Grösse und Anordnung der Zimmer ab, wird nicht wieder aufgenommen, wenn auf den nächsten sechs Seiten erneut Blätter zur Preispolitik folgen und anschliessend Bilder von Wohnungseinrichtungen gezeigt werden. Hier ist der Leser verwirrt, was mit Zwischentiteln und kurzen Erläuterungen nicht passiert wäre.
Zentral scheint mir, dass dem Leser kein Ansatz nahegebracht wird, wie er nun die Arbeit zu verstehen habe. Eine zweite Möglichkeit, die Konfusion einzudämmen wäre: die Blätter kommen nach hinten in einen Anhang – denn du hast es ja selbst erwähnt: Preise sollen nicht Inhalt der Arbeit sein!
Um die oben formulierte Kritik wieder aufzunehmen: Während des weiteren Verlaufs des gestal-terischen Teils bleibt unklar, wie du nun den Grundriss erstellt hast, welche Daten zu berücksichtigen waren – allenfalls hätte ein Interview mit einem Architekten weitergeholfen... Sind dies Mittelwerte der von dir recherchierten Grundrisse? Sind es willkürliche Zahlen / Aufteilungen? Hast du auf die neue Wohnung deiner Familie zurückgegriffen? Denn irgendjemand muss doch in deinem perfekten Grundriss wohnen? Diese Frage drängt sich besonders auf, da du von der "perfekten Grösse" sprichst – wie aber definiert sich diese? Ist sie eine zahlenmässige Annäherung an einen statistischen Durchschnittswert oder aber deckt sich viel eher mit den Bedürfnisen der Bewohner?
In deinem augenscheinlich simplen Vorhaben stecken viele Fragen (der architektonischen Gestaltung, der Soziologie), die von dir nicht erfasst worden sind und wahrscheinlich auch sehr komplexer Auseinandersetzungen bedurft hätten.
Die gestalterische Umsetzung ist dir aber gelungen, da sie die in der Architektur gängigen Prävisualisierungsmethoden aufgreift. Man kan sich anhand deines Modells gut vorstellen, wie man sich als Betrachter durch die Räume bewegt und welches Raumgefühl sich einstellt. Schade, dass die zwei computergenerierten 3D-Zeichnungen in kleinerem Format achtlos in die Mappe geklemmt wurden. Du hättest ihnen mehr Präsenz verliehen (denn sie sind deine Hauptarbeit), indem du sie auf ein A4-Papier aufgezogen hättest, so dass man die Mappe beim Betrachten nicht ständig drehen muss.
Mit der Präsentation dieser Grundrisse endet deine Arbeit aprupt. Hier wäre ein Fazit / ein Schlusswort nötig, im Stil von "der Grundriss zeigt ...", "die Familie kann sich in den Rämen folgendermassen bewegen: ...". Du hast es eingangs ja selbst erwähnt: gerade seid ihr umgezogen; was ist denn jetzt der Unterschied zur vorherigen Wohnung? Wurde komplett anders eingerichtet aufgrund eines anderen Grundrisses? Führte dieser gar zum Kauf neuer Möbel? Hier hätten sich konkrete Fragen stellen und eben auch beantworten lassen. Leider fehlt deiner Arbeit jetzt der praktische Bezug zur Alltags- und Populärkultur.

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Gina
mein persönlicher Unihockey-Stock

Die Entwicklung deiner Arbeit ist ohne Löcher, das Resultat absehbar, die Dokumentation gut aufgebaut und dein Vorgehen wurde gut begründet und zusammengefasst: Aus mehreren Stöcken hast du deinen persönlichen Favoriten zusammengestellt. Customizing lautet das Losungswort, nicht erst seit es Mobiltelefone gibt und jeder mit "seinem" Weckruf aus dem Schlaf gerissen werden will!
Dieser Umstand wird von dir thematisiert. Dabei definiertest du im Vorfeld genau, was deine Bedürnisse sind, welche Eigenschaften und Extras für dich und deine Spieltechnik entscheidend sind.
An ein paar Stellen stolpert der unkundige Leser über Fachtermini, die nicht selbsterklärend sind (Zorrotrick, Double Bubble, Bamboo ...). Da hättest du mehr Vermittlungsarbeit leisten müssen.
Nicht ganz folgerichtig sprichst du auch von Design ("da will ich meine eigenen Ideen umsetzen"), wenn es um das Muster, die Verzierung des Stockes geht. Design beinhaltet immer schon die Formgestaltung.
Den in Originalgrösse mit Bleistift gezeichneten Stock hat du gescant und seine Vorzüge nach Segmenten eingeteilt: Grip, Flex 29, Schaft, Design (!) und Schaufel: "Pure 14" (weshalb 14?) vereinige alle Vorzüge, die du dann – im Kontrast zum aerodynamischen Design (!) – in geschwungener Schönschreibschrift auflistest, ja gar anpreist. Das Programm / Werbekonzept passt! Leider sind ein paar Tippfehler darin zu finden, was den Lesefluss mindert.
Im Anhang findet man passende Beispiele dere gängigen Markenhersteller, man hätte diese noch mit Legenden versehen können, da diese Marken und ihre Vorzüge und Nachteile weiter oben im Text schon kurz zur Sprache kommen.
Alles in allem hast du aber eine Arbeit entwickelt, deren einzelne Teile sehr gut ineinander passen und deren Bedeutung von dir reflektiert und dem Leser erklärt worden sind.

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Scharon
Kann der Schüler die Erwartungen des Lehrers erfüllen?

Dir ist es gelungen, ein ernstes und deshalb kontroverses Thema auf spielerische Weise zu thematisieren. Das Daumenkino ist handwerklich durchdacht, sauber produziert und animiert zum in-die-Hände-nehmen. Technisch perfekt gelöst sieht man es sich immer wieder gerne an, da die für seine Motive die beigelegte, umfangreiche schriftliche Erläuterung viele Anknüpfpunkte bietet. Dieses Begleitheft ist überlegt geordnet und folgt einer nachvollziehbaren Dramaturgie, von formalen Aspekten hin zum symbolischen Gehalt wird alles erklärt.
Auf Seite 3 nimmst du dann das erste Mal den Ansatz einer Begriffsdefinition vor: was ist das genau für eine Erwartungshaltung, die im Titel herausfordernd zur Sprache gebracht wird? Denn Haltung kommt in deiner Arbeit auf zweierlei Arten vor: als Körperhaltung der SchülerInnen und als Anspruch der Lehrperson ihnen gegenüber...
Weiter führst du aus, dass der Lernende stets aufnahmenbereit sein muss und dies ohne Ende; wofür du das Symbol des Hamsterrades wähltest. Die Uhr steht im Film dominant im Zentrum und bestimmt das Geschehen (wie genau, wird von dir weiter hinten ausgeführt).
Es folgt eine gelungene Analyse der im Film erscheinenden Motive. Schade, dass diese nicht auf die reiche Quellenangabe im Anhang verweisen. Besonders in der provokativen Analogie Klassenzimmer - KZ wäre dies von Nöten gewesen. So steht die Behauptung verloren im Raum und wirkt eher anarchistisch-angriffig denn überzeugend.
Etwas schwierig gestaltet sich auch die überbordende Symbolik der Erläuterungen der im Film zu sehenden Requisiten und Komparsen. Hier werden mehr Fragen aufgeworfen als geklärt. Es fallen gewichtige Begriffe wie Freiheit, Gesellschaft und System, die ganz konkret auf die Schulsituation hätten bezogen werden können, anstatt den Bedeutungsraum noch weiter zu öffnen. Wo du diese Klärung versucht hast, wirkt sie nicht sehr überzeugend. So ist das Hamsterrad ein Symbol für die ewige Wiederkehr des Gleichen, für einen Zyklus. Dass der Zyklus sich aber auf sechs Jahre beschränkt und mit der Matur endet (da das weitere Studium sozusagen selbstverschuldet ist), lässt du unerwähnt.
Beim Thema Zeit öffnest du einen weiteren (unermesslichen) Bedeutungshorizont, wenn du auf eine marxistische Kritik der Produktionsbedingungen anspielst; ebenso beim Thema Lernen. Diese Punkte hätten für sich genommen schon genug Stoff für eine (fundierte, verortete) Auseinandersetzung geboten. Weniger wäre mehr gewesen.
Dort wo du allerdings beim Bezug zum praktischen Teil der Arbeit verweilst, entsteht eine sehr sorgfältig vermittelte Dokumentation und der immense Aufwand lässt sich visuell erahnen – sehr gut!

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Katja
die Entwicklung des weiblichen Schönheitsideals

Deine gestalterische Arbeit
nimmt einen in der heutigen Gesellschaft wichtigen Diskurs auf. Du hast die Folgen des Schönheitskultes in verschiedenen Epochen visualisiert und deren Effekte versteht der Leser schnell. Formal gesehen hast du alle Kriterien überzeugend bewältigt.
Inhaltlich bleiben allerdings Fragen offen, die genauer hätten untersucht werden müssen – das beginnt schon beim Titel. "Das Schönheitsideal der Frau" ist nicht gleichbedeutend mit "das weiblche Schönheitsideal". "Die Frau" gibt es in diesem Sinn nicht, wie du ja auch herausstellst, sondern sie ist ein Ideal, ist Trägerin medialer Codes und somit sozial konstruierter Imperative. "Schön ist, was gefällt", dass du diese Behauptung eines Frauenmagazins als unpassend empfindest, hängt genau damit zusammen. Das öffentliche Sprechen über ein Thema (der Diskurs) vereint verschiedenste Standpunkte, die von Modemagazinen mit bestimmter Käuferschaft vertreten werden. Diese haben ihren Platz auf dem Zeitschriftenmarkt, haben ein Zielpublikum. Diese Positionen sind alle "die Gesellschaft", Teilöffentlichkeiten .
Du erklärst dann auch folgerichtig, dass die Gesellschaft der Barockzeit eine andere war, weil die Lebensbedingungen sich von den heutigen unterschieden. Zum Beispiel herrschte damals in Frankreich eine Hungersnot, auf Versailles aber wurden munter feucht-fröhliche Gelage gefeiert – war da etwa der König / seine Gemahlin Vorbild für ein Schönheitsideal? Träumte der arme Bürger eventuell von einem (königlichen) Leben in Saus und Braus? Wie verhält sich dieser Umstand mit den von dir thematisiertern Bildern in Lifestyle-Magazinen; haben sich etwa lediglich die Machtverhältnisse verändert?
Dass du diesem komplexen Verhältnis zeichnerisch begegnet bist spricht für deine Ambitionen: Aufhänger bildet das Körpervolumen, das sich mit der Zeit zusehends reduzierte. Dieser Umstand wird von deinen Farbstiftbildern passend visualisiert. Unklar dabei bleibt, welche Zeitspanne du in deiner Untersuchung zeigst: Vergehen zwischen den fünf Körpervolumen jeweils 100 Jahre (von 1500 bis heute) oder verläuft die Zeit in unregelmässigen Abständen? Ein möglicher Ansatz wäre gewesen, mittels repräsentativer Kleidung die Figuren in ihrer jeweiligen Epoche zu verorten. So wie diese nun angezogen sind, lässt sich bei den drei letzten Figuren auf die 50er Jahre (Marilyn Monroes weisses Kurzes ist hier gelb), die 70er und 90er Jahre (Jeans) des letzten Jahrhunderts schliessen; was ziemlich nahe beieinander liegen würde. Ein abschliessender Kommentar wäre als Erklärung nötig.
Dein Ausblick, bzw. die Frage nach dem Schönheitsideal greift auf der letzten Seite deines Leporello die heutigen plakativen medialen Bilder wieder auf und fragt nach einer Alternative zwischen Magersucht und Fettleibigkeit, nur um zuunterst aber gleich wieder undifferenziert zu fragen: "wird die Gesellschaft eindlich schlauer und erfindet (!) ein Schönheitsideal, mit dem jede Frau (!) leben kann?". Die aus dem Diskurs hervorgehende Meinung fusst ja aber auf demokratischer Mehrheit und mit einem Ideal kann bestimmt nie jedR zufriedengestellt bzw. repräsentiert sein.

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Lea & Gloria
unsere perfekte Fotografie

Ihr versucht, ein "perfektes Bild" von euch zu inszenieren. In Zeile sieben der "Projektvorstellung" wird beschrieben, dass euch die Plattformen Netlog und Facebook, auf denen Millionen von Leuten private Fotos raufladen und öffentlich zugänglich machen, als Vorbild gedient hätten. Auf welche Art? Auch das mediale Spektakel Germanys Next Topmodel wird als Einfluss genannt. Desweiteren versucht ihr, folgerichtig, den weiten und schwammigen Begriff "perfekt" zu definieren: Sollte eine Fotografie die von euch genannten Kriterien erfüllen, ist diese per Definition perfekt. Dieser Schluss ist stimmig und man fiebert gespannt der Fotografie entgegen.
Auf Seite 4 folgt ein Dämpfer: ihr wähltet "eine freie, beliebige Fotografie". Gerade eben war doch noch von Kriterien die Rede? Was ist beliebig? Die Pose, die Beleuchtung, der Bildausschnitt? Nach "langen, gemeinsamen Überlegungen" entwickeltet ihr schliesslich eine Definition: "die perfekte Fotografie unserer Vorstellung (sic) wirkt frisch, hell und professionell". Ein guter Ansatz, aber ehrlich gesagt führte er bei mir zu Enttäuschung. Ich fragte mich weshalb.
Frisch, hell und professionell sind alles andere als exakte Adjektive. Gemüse kann frisch sein, die Sonne hell und wie wollt ihr "professionell" verstanden wissen? Im Sinne von grossen Studiolampen, Reflektorschirmen, teuren Kameras, weiss ausgemalten Studiowänden... oder spieltet ihr auf die digitale Nachbearbeitung der Fotografie an? Diese Fragen konntet ihr an der mündlichen Präsentation klären, sehr gut! In der Arbeit aber bleiben sie offen.
Liegt es eventuell daran, dass Germanys Next Topmodel ebenfalls Schlagworte gebraucht werden? "Deine Foto ist frisch und sexy"... lässt tatsächlich keine Schlüsse auf die Auswahlkriterien zu. Müssen sie ja auch nicht, schliesslich arbeitet Heidi Klum nicht beim Schulfernsehen. Ihre Sendung ist spektakulär und zielt nicht auf eine Vermittlung, ein begründetes Nachvollziehen einer Entscheidung seitens des Zuschauers ab ("ich weiss jetzt, warum X weiter ist und Y nicht").
Was bei der gesamten Kritik an eurer Arbeit aber durchwegs positiv auffällt, ist die schlussendliche Einsicht, dass lediglich eine Annäherung an die perfekte Fotografie zu Stande kommen konnte, da sehr viele Faktoren zu berücksichtigen waren; nicht umsonst steckt hinter der simplen Fotografie eines Gesichts eine gesamte Industrie! Mit riesen Aufwand wird ein Produkt inszeniert, das vielleicht in drei, vier Sekunden konsumiert wird. Dass ihr hinter diesen Umstand gekommen seid, ist ein Pluspunkt eurer Arbeit.
Betreffend der gelungenen schriftlichen Präsentation möchte ich abschliessend noch auf eines hinweisen: Die Fotografien sind euer Hauptprodukt, also dürften sie auch seitenfüllend gezeigt werden. Obwohl sie nicht perfekt sind, haben sie unbedingt ihren Platz in der Arbeit und der ist nicht zu gering zu schätzen!

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Belinda & Tobias F.
Vergleich des Geräteparks zweier Haushalte

Das Vorhaben, zwei Haushalte anhand des jeweiligen Geräteparks zu unterscheiden, ist eine eigenwillige Fragestellung und die Übertragung auf sich zum Grossformat ausdehnenden A4-Collagen ist gelungen. Inhaltlich wirft das Projekt aber einige Fragen auf.
Wann immer man mit Kategorien arbeitet müssen diesee im Vorfeld definiert werden. In euren Haushalten liessen sich Apparaturen finden, die ihr wie folgt einteilt: Arbeits-, Gross-, Haushalts-, Klein- und Unterhaltungsgeräte. Daraus resultieren zwei Fragen: 1. "Wie lassen sich diese fünf Einteilungen voneinadner abgrenzen?" und 2. "Welche Erkenntnis verspricht man sich davon?".
Ihr wolltet "Unterschiede übersichtlicher darstellen" und deshalb setztet ihr euch zum Ziel "Gruppierungen zu machen, wie..." und darauf folgt die oben erwähnte Aufzählung. Auffallend ist dann, dass beim "gewöhnlichen Haushalt" ein PC samt Drucker zu den Arbeitsgeräten gezählt wird, wo hingegen beim "bäurischen Haushalt" ein PC (bzw. die für ihn repräsentative Fotografie des Monitors) sowie ein Notebook unter die Kategorie Unterhaltungsgeräte fällt; der Drucker ist bei beiden Haushalten bei den Arbeitsgeräten zu finden! Eine weitere Inkonsequenz unterläuft eure ordnende Absicht, wenn das Mobiltelefon einmal mit Unterhaltungsgeräte (bäurischer Haushalt) und einmal mit Kleingeräte (beide Haushalte) verschlagwortet wird. Ist hier nun die effektive Grösse (die Masse Länge, Breite, Höhe) oder aber der Zweck (Unterhaltung) kategoriebildend? Wird auf diesem Mobiltelefon nur gespielt? Auf dem anderen nur kommuniziert? Über diese Umstande verliert ihr in der schriftlichen Präsentation kein Wort. Auffallend ebenso, dass das Auto, der Mähdrescher etc. nicht auftauchen – wie wird hier unterschieden zwischen Gerät und Maschine? Denn zweifelsohne lassen sich viele von euch Grossgeräte genannte "bäurische" Apparaturen ebenfalls unter den Begriff Maschine subsumieren! Lustig hingegen mutet an, dass die Lavalampe, ein Dekorationsobjekt, als Unterhaltungsgerät aufgeführt wird – als Alternative zum TV schaut man einfach mal in die Lavalampe? Wäre ein Backofen, eine Waschmaschine oder eine Mikrowelle dementsprechend nicht auch ein Unterhaltungsgerät? Das mag ein bisschen "spitzfindig" formuliert sein, bringt aber meine Kritik an den von euch definierten Kategorien treffend zum Ausdruck...
Das Fotografieren und Freistellen im Photoshop hat euch bestimmt längere Zeit beschäftigt und die Montage bietet einen guten Überblick – was aber zeigt sie?
Auf Seite 7 nach mehreren hintereinander folgenden Skizzen und Visualisierungen eurer Projektidee, die dem Leser einen atmosphärischen Einblick in eurer Vorgehen gewähren, steht mit "Gestalerischer Teil der Arbeit" überschrieben: "Man lege die gleichen Gruppen übereinander und vergleiche, was dabei herauskommt, sind die Unterschiede, die wie folgt erläutert werden:" und fertig. Wie werden diese jetzt erläutert? Gar nicht! Die Frage in eurer Arbeit bleibt unbeantwortet im Raum stehen, dabei wäre eine eingehendere Analyse doch eine Beantwortung eures praktischen Tuns gewesen, hätte so aufgelöst oder zumnidest ansatzweise geklärt werden können.
Im jetzigen Stand eurer Arbeit lässt sich kein Erkenntnisgewinn verbuchen. Da nützt es auch nichts, wenn auf Seite 11 zu lesen ist: "Haushalts- und Unterhaltungsgeräte besitzen beide Parteien ähnlich viele. Diese Gemeinsamkeit ist interessant, da sie zeigt, dass beide Haushalte beim Haushalt und bei der Unterhaltung nicht sparen.". Und darüber hinaus?
Eure Arbeit könnte ein ähnliches lebensweltlich-soziologisches Gebiet umkreisen, wie es in Biancas Arbeit hätte der Fall sein können – beiden Arbeiten fehlt es an einer Übertragung in die Praxis. Wie werden Geräte konkret gebraucht, wie wird zwischen Maschinen und Geräten unterschieden? Lässt das Design der Apparate Rückschlüsse über deren Nutzung aus und wenn ja, welche?
1974 erschien zum ersten Mal auf Deutsch das Buch "Das System der Dinge" des französischen Philosophen Jean Baudrillard (unter diesem Titel neuaufgelegt wurde es 1991). Er untersucht darin "das Verhältnis (des Menschen) zu den alltäglichen Gegenständen". Es wäre vermessen, von euch derartiges abzuverlangen, doch zeigt es anschaulich den Kontext, in dem eure Arbeit steht. In der Einleitung liest man: "Die Gegenstände des täglichen Gebrauchs (...) zeigen eine sprunghafte Zunahme, die Bedürfnisse werden immer vielfältiger, die Produktion beschleunigt ihr Kommen und Gehen, und schliesslich ermangeln wir der Wörter, um alle mit Namen zu benennen. Kann man unter diesen Umständen noch hoffen, die sich zusehends verändernde Welt der Gegenstände in einen systematische Übersicht einfangen zu können?" Ein solcher Versuch wurde von euch unternommen. Schade, wurde er nach dessen Visualisierung nicht weiter verfolgt und einer Analyse unterzogen.

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Tobias M. & Renato
Helfen Jugendhäuser gegen Jugendgewalt?

Eure sehr durchdacht gegliederte Arbeit überzeugt inhaltlich auf mehreren Ebenen: 1. durch viel Recherchematerial und deren Umwandlung in Statistiken; 2. durch persönliche Feldforschung inklusive Interviews; 3. durch genaue Analyse des status quo zweier regionaler Jugendhäuser. Anhand dieser drei Punkte konntet ihr 4. einen Gegenvorschlag ausabeiten, wie das ideale Jugendhaus aussehen könnte (visualisiertet als Grundriss sowie als 3D-Animation) und kamt 5. auch auf organisatorische Rahmenbedingungen (Vorteile und Nachteile) zu sprechen. Diese Vorschläge gabt ihr 6. zur Kritik frei, indem ihr erneut Umfragen durchführtet, das Echo der Glarner Bevölkerung festhieltet.
Am Ende habt ihr 7. Bilanz gezogen. 8. gibt das Arbeitsprotokoll einen herovrragenden Überblick über eure jeweiligen Stationen und Gedanken.
Formal fällt mir auf, dass 1. die Gefahr besteht, dass der Leser durch das bunte Layout vom Inhalt abgelenkt wird. Euer "Prospekt" hat ein übersichtliches Layout, die Fotografien eine gute Qualität, insgesamt wirkt er aber zu bunt. 2. hätten die vom www übernommenen Kurznachrichten noch formatiert werden sollen, störende Bindestriche im Text entfernt und die eigenen Texte einer Drittperson zum Redigieren vorgesetzt werden sollen. 3. hätte man die "teils selbst zusammen- gestellten Statistiken" gerne auch als solche erkannt: das nächste Mal unbedingt mit einer Legende versehen!
Abgesehen von diesen formalen Kritikpunkten hat mich nur eins irritiert: Auf Seite 5, bei der Analyse des Jugendhauses Glarus notiert ihr unter "Negatives": "Mitgliedschaft notwendig". Könnte es nicht sein, dass die Mitgliedschaft eine Identifikation zwischen Lokal und Besucher herstellt und eben auch in der Lage ist, Vandalismus zu verhindern, zumindest unter den registrierten Mitgliedern? Viele, betreffend Wirkung des selbstgestalteten Jugendhauses Befragte stimmten einem kleinen Eintrittsgeld ja zu.
Ich könnte mir vorstellen, dass eure Arbeit – mit kleinen Ergänzungen und formalen Korrekturen versehen – durchaus auf (öffentliches) Interesse stossen würde. Denn ihr habt es selbst erwähnt: in Zukunft wird darüber bestimmt viel zu diskutieren sein und ihr habt aktiv an einem sehr konkreten Lösungsvorschlag gearbeitet – sehr gut!

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Matias
Sind Containerhäuschen nur Containerhäuschen?

Deine Arbeit mit verfänglicher Fragestellung entwickelt sich zur formal interessanten fotografischen Dokumentation mit eigenwilliger Dramaturgie.
Verfänglich ist die Fragestellung insofern, als dass von dir keine eindeutig zu beantwortende Frage gestellt wird. Du unternimmst zuhinterst (!) in einem mit "Ergebnisse" überschriebenen Text eine assoziative Deutung der Containerhäuschen. Dabei wirkt dieses Gedankengebäude aus dem Zusammenhang gerissen (oder dieser wird von dir innerhalb des Textes nicht hergestellt). Gleichzeitig gehst du weiter nicht mehr darauf ein: die Bedeutnugsträger der Häuschen als Witterungsschutz, Publikationsfläche und Statussymbol hätten in einer vernetzten Gegenüberstellung näher definiert werden können. Und warum sollten die Containerhäuschen in einem Museum stehen – an welchen Eigenschaften machst du diese Aussage fest? Hättest du die "individuellen Gedanken von den Leuten, welche sie entworfen haben" nicht in Interviews einfangen können?
Folgerichtig holtest du zu Beginn Informationen beim Werkführer ein. Diese hätten in einem weiteren Schritt geauer recherchiert werden können: Da die Containerhäuschen von den Gemeinden unterschiedlich gehandhabt werden, hätte sich da nicht eine "lokale Besonderheit" oder gar Vorliebe heraugestellt? Und da die Gemeindearbeiter diese selbst entwerfen, wäre es doch höchst interessant gewesen, würden diese ihre "Vision" vom Containerhäuschen, oder ihre persönliche Werkvorstellung zur Sprache bringen! Oder die Luxusausgaben der Kurorte - wie sehen diese aus? Zum Glück (na ja) bringst du alle diese Überlegungen erst nach den selbstgeschossenen Fotografien – ansonsten wäre der Leser zu Recht enttäuscht darüber, diese nicht zu Gesicht zu bekommen... Obwohl die von dir gewählte Chronologie ebenfalls Fragen offen lässt, denn das Mindmap und der Cluster zu Beginn haben keine vorbereitende bzw. einführende Funktion und die Bildlegende den Fotos voranzustellen lässt auf wenig Gestaltungswillen schliessen.
Auch überwiegt eine Kategorie der Häuschen innerhalb der von dir erwähnten Artenvielfalt, nämlich die der vorgefertigten. Die Klassifizierung hätte hier strenger vorgenommen werden müssen.
Mit ein wenig mehr Einsatz und einer strukturierenden Hand hättest du eine sehr überzeugende – da eine das im Alltag nicht bewusst Wahrgenommene thematisierende – Arbeit abliefern können. Ein Ansatz, wie dies hätte aussehen können, lässt sich erahnen.


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Lea & Patrick
Was für Sportarten gibt es an der KS Glarus?

Es war ein Vergnügen eure Arbeit zu lesen. Einführend beschreibt ihr euer Vorhaben und den Weg hin zur gestalterischen Umsetzung. Eine Personifizierung der in Interviews erfragten Sportarten soll in Collagetechnik entstehen (dementsprechend hätte doch auch eure Fragestellung lauten können, in etwa "Wie sieht der Durchschnittsportler der Kanti Glarus aus?").
Der Kopf besteht aus einem Unihockeyspieler, die Schultern nehmt ihr von einem Footballer, die Arme teilen sich Hand- und Basketball, die Bauchpartie soll derjenigen einer rhythmischen Gymnastikerin sein und die Beine verteilt ihr jeweils auf Fussball und Tanz.

Der darauf folgende Interviewteil besticht durch eine grösstenteils durchdachte Dramaturgie, einzig die Frage 6 "Was ist oder sind deine Lieblingssportart zum zuschauen?" wirkt ungeschickt formuliert und inhaltlich aus dem Zusammenhang gerissen. Zumal Frage 7 sich wieder auf die konkrete Ausübung beziehen. Hier hätte man mit nachträglichem Streichen mehr Kompaktheit erreicht.
Pro Person stellt ihr eine Seite zur Verfügung: oben findet sich bei ca. fünf von acht Befragten ein Bild, das sie oder ihn bei der Ausübung des Lieblingssports zeigt.
Auch hier hätte allenfalls ein nachträgliches Shooting noch geholfen, die Arbeit in einem durchgehenden Format zu gestalten (Strichwort formale Stringenz). Abgesehen davon verleihen die Interviewseiten der Arbeit etwas sehr persönliches und der Leser erhält ein lebhaftes Bild der vorgestellten Sportarten.
Auf den Interviewteil folgt dann ein bisschen unmotiviert eine Bildersammlung aus dem www, auf deren Fotos überwiegend Profisportler diverser Sportarten zu sehen sind. Diese bildeten das Material für eure Collage. Schade, denn hättet ihr diese Fragmente nicht auch den Sportlerkolleginnen und -kollegen entnehmen können? Die Collage ist handwerklich sauber gelöst und eintwickelt eine eigene Ästhetik mit ihrer absurden Physiognomie. Hinzu kommt jedoch der Umstand, dass Basketball im Interviewteil einfach nicht vorhanden ist. Diese zwei Punkte verhindern, dass die Arbeit die Fragestellung in einem von euch zu Beginn der Arbeit sehr schön initiierten persönlichen Rahmen beantwortet.

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Benjamin & Philipp St.
Farben für eine Fassaden-Neugestaltung

Ihr möchtet "untersuchen, welche Farbtöne für den Anstrich der KS Glarus verwendet werden soll (sic)". Die Schule kann so "dem Ortsbild" angepast werden und die Kanti "moderner" erscheinen. Der Termnius modern wird nicht definiert; meintet ihr "aktuell"? Dass der neuanstrich der besseren Integration nutzen soll ist nachvollziehbar, dennoch hätte die das Farbkonzept von damals bestimmt in einem Archiv eingesehen, deren Designer interviewt werden können. Vielleicht wurde rot gewählt, weil es repräsentativ ist für das Glarner Wappen?
Dann habt ihr euch ins weite, morastige Gebiet der Farbpsychologie gewagt, um unter anderem die Wirkung der Farbe "Dunkelweinrot" auf den Menschen zu analysieren. "Dunkelweinrot" (wie die Kanti jetzt gestrichen ist) wurde dann aber der Einfachheit halber zu Rot, weil über Rot wohl mehr Psychologisches zu finden war – doch Vorsicht: anderer Buntwert! Weinrot meint die gebrochene Signalwirkung von Rot, also die nicht mehr vorhandene Leuchtkraft! Diese Definition muss – auf eine Farbe mit ähnlichem Buntwert, bzw. Farbton übertragen – scheitern.
Auf Hellblau seid ihr für einen Neuanstrich gekommen, da diese "gut zu der Schule, in den Hinsichten" welche ihr untersuchtet "passt". Das heisst dann wohl: psychologisch. Und diese Definitionen hätten mit Quellen versehen werden können. Das jeder Farbanalyse folgende Fazit ist dramaturgisch logisch und für den Leser nachvollziehbar (abgesehen von einem Beispiel: Wer sich dem Einfluss der Farbe Blau aussetze, laufe Gefahr "die Welt durch die rosarote Brille zu betrachten". Das klingt doch ziemlich kryptisch...).
Schlussendlich habt ihr euch für Grün entschieden, "das beruhigt" und für Blau "das die Konzentration steigert". Hätte man nicht einen doppelten Gewinn erzielen können mit Grünblau (Türkis, Cyan)? Ist diese Vermutung zutreffend und wenn nein, weshalb nicht und welche Konsequenzen hätte das für eure Arbeit?
Als Höhepunkt folgt ein Ausdruck eurer Fassaden-Neugestaltung auf voller A4-Seite. Die Kantonsschule wurde – technisch sauber gelöst – in ein neues Farbenkleid gehüllt. Sehr gut! Nur ein kleiner Wehrmutstropfen: Ist das Blau, das auf dem Druck zu sehen ist, wirklich Hellblau, hat es nicht viel eher einen Stich ins Lilafarbene? Und an der Fassade scheint das Blau nicht ins Violette zu kippen?
Denn dies ist bei der Arbeit, wo man sich auf Farben beschränkt von nun ersichtlicher Wichtigkeit: Je nach Hersteller hat eine gewisse Farbe einen gewissen Namen. Vielleicht sind es Nummern, vielleicht sind es Buchstabenkombinationen. Das Reduzieren von "Blau mit Hang zu Lila" auf "Hellblau" nimmt der Farbbedeutung die Möglichkeit zur genauen Kategorisierung und verhindert somit eine Aussage.

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Jeton & Florian
Wie sieht es mit den Autos in Glarus und in der Zukunft aus?

Und, wie sieht es mit ihnen aus? Eure Arbeit bringt diesbezüglich, trotz "ausgeklügelter Fragestellung", keinen Vorschlag!
In der – lakonisch formulierten und deshalb ein wenig beängstigenden – Einleitung hättet ihr doch den passenden Aufhänger gefunden (Ozonloch) und da ihr bald Auto fahren werdet (!), hätte der ökologische Aspekt einer eingehenden Klärung bedürft (mit dem Recht auf Fahrstunden habt ihr auch die Pflicht, euch über den Verbrauch nicht-erneuerbarer Ressourcen zu informieren). Vielleicht ist es so, dass man in Glarus "praktisch ohne Auto nicht mehr leben kann", jedoch komme ich sehr gut ohne Auto aus, ein GA ist nicht halb so teuer wie ein gut erhaltener Occassion-Wagen...
Stattdessen habt ihr euch an den Herstellern und am Design orientiert. Während zweier Tage in je einer Stunde wurde von euch festgehalten, welche Automodelle die Glarner Hauptstrasse passierten. In einer repräsentativen Statistik habt ihr diese festgehalten; was bedeutet aber der statistische Punkt "Autos, von denen nur wenige..."? Da dieser nicht ausgeschrieben ist und mit durchschnittlich 150 Stk. höher ins Gewicht fällt als VW (mit durchschnittlich 130 Stk.), muss man annehmen, dass ihr diese auf Grund des hohen Tempos nicht mitzählen konntet? Ihr lässt viele Fragen unbeantwortet.
Eure Materialsammlung besteht aus Fotografien der in der Statistik gezählten Modelle (in bestimmten Farben; aber welchen, wie wurden diese ermittelt
?), die ihr auf einem A2-Plakat vereint habt – kunterbunt durcheinander! Dabei hätte sich die Grösse des jeweiligen Modells gut an die statistische Häufigkeit anpassen lassen? Damit hättet ihr einen ersten Link geschaffen von eurer Recherchearbeit hin zum eigengestalterischen Teil.
Hinzu gesellen sich von euch erfundene, mit Cinema 4D gezeichnete Autos in "heutigen Trend-Farben", "wie sie etwa in der Zukunft aussehen werden" (hier wieder: welche, warum?). Die Visualisierungen ähneln formal denjenigen in der Autowerbung aufs Haar, zeigen eure Fähigkeiten im Verständnis von CAD sehr gut, inhaltlich bleibt deren Nutzen aber offen: Gerade weil ihr auf Seite 2 unter "benötigtes Material" "Wissen über Autos" notiert, ist es unverzeihlich, dass ihr dieses Wissen nicht im Mindesten kategorisiert. Damit endet auch schon der Teil der "Umgestaltung".
Es folgt das von euch "Diskussion" genannte Fazit, wo gar nichts diskutiert wird: Das Zeichnen der neuen Autos "benötigte sehr viel Zeit" ist dort zu lesen, "da wir sie erst planen mussten". Wie aber wurde geplant? Sind Kriterien wie Benzinverbrauch und das damit zusammenhängende besonders aerodynamisch gestaltete Chassis für weniger Luftwiderstand in der Planung aufgetaucht und in der schriftlichen Präsentation aus Mangel an Systematik nicht erwähnt worden, oder steht euer Design am Ende nicht mehr in Verbindung zur Ökologie sondern stellvertretend für den "gestalterischen" Teil der Arbeit?
Die Sprache ist zwar durchgehend in einem sehr saloppen Ton gehalten, dieser wird unfreiwillig komisch dann im Schlusssatz "wir betrachteten ganz genau unsere Arbeit (...) und waren schlussendlich zufrieden". Das erinnert an das Alte Testament und passt zu eurem Vorgehen zu Beginn der Arbeit unter dem Motto "einfach mal schauen"... Da hättet ihr mit aktiver Vernetzungsarbeit wesentlich mehr Substanz erreicht.

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Phillip D. & Kevin
Wie setzt sich ein TV-Programm zusammen?

Zuerst einmal: In dieser Form, wie ihr das gemacht habt, gibt man keine Arbeit ab. Die sieben losen Blätter hättet ihr mindestens in eine Zeigetasche legen können. Ihr habt doch eine gewisse Zeitspanne in die Arbeit investiert, könntet ihr also mehr Wertschätzung entgegen bringen ...
In eurer sehr kurzen Arbeit habt
ihr drei verschiedene Fensehsender nach ihrem Programm befragt. Die von euch vorgenommene Einteilung in staatlich, privat und regional ist einleuchtend, so auch die von euch vorgenommene Kategorisierung der gesendeten Formate in kurze und lange Serien, Spielfilme, Nachrichtensendungen, Dokumentationen, Dauerwerbesendungen, Veranstaltungen, Sport, Musik und Talkshow.
Auf dem www suchtet ihr dann von den Sendern pro7, SF2 und TSO jeweils die Sendungen eines Tages zusammen und errechnetet ihren prozentualen Anteil in einer excel-Tabelle (schade, dass diese Programmlisten nachträglich von Hand mit Sender und euren Namen beschriftet wurden).
Auf die Tabelle eines Senders folgt jeweils die statistische Visualisierung. In dieser habt ihr Screenshots der jeweiligen sendereigenen Formate genommen und sie in prozentualer Grösse skaliert untereinander angeordnet.
An dieser Stelle fiel mir auf, dass die innere Ordnung eurer eigengestalterischen Auseinandersetzung nicht funktioniert und dies aus folgenden zwei Gründen: Erstens hätte man der Systematik der Arbeit zuliebe die
Tabellen nacheinander (d.h. alle drei Tabellen hintereinander) und dann die Visualisierungen zeigen müssen. So hättet ihr die auf dem Aufgabenblatt vorgestellten Kriterien Materialsammlung, Analyse und Umgestaltung einhalten können. Zweitens hättet ihr eine eigene Ästhetik erreichen können, indem jedes Sendeformat von euch mit einem Symbol ausgestattet worden wäre (gibt es nicht in TV-Programmzeitschriften kleine icons, die stellvertretend für zum Beispiel einen Spielfilm stehen?). So hätte eure Untersuchung mit einer weiteren Ebene, die inhaltlich ins Konzept passt, bereichern und die Auseinandersetzung mit mehr Inhalt füllen können.
Ausserdem werden – und dies nicht nur in wissenschaftlichen Vergleichen – niemals verschiedene Repräsentationen für ein und dieselbe Kategorie vorgestellt. Das bedeutet, dass der Spielfilm auf pro7 mit dem selben icon wie der Spielfilm anderer Sender vorgestellt werden sollte; Gedanken welche zu anderen Entscheiden führen, sollten dann doch innehalb der Arbeit begründet werden. Auch bei genauem Vergleich lässt sich innerhalb der Arbeit nicht nachvollziehen, weshalb zum Beispiel bei pro7 das Bild der Schauspieler von "Malcolm mittendrin" die kurzen Serien repräsentieren darf – "Scrubs" fällt mit exakt der selben Sendedauer in die gleiche Kategorie. Allenfalls hätte man hier eine Collage dieser zwei Sendungen bzw. Schauspieler machen müssen, um die Visualisierung repräsentativ zu halten?
Nach dieser – abgesehen von den obengenannten Punkten – repräsentativen Visualisierung endet die Arbeit aprubt, dabei würde doch jetzt die Analyse folgen, oder eben zumindest eine kurze Rekapitulierung eures Vorgehens, ob es geglückt sei, was dem Resultat zu entnehmen ist... Auch der TV kann Mehrwert oder Erkenntnisse ermöglichen!


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